Warnung für Pferdehalter: Heimtückische Ahornvergiftung durch Bergahorn

Angesichts der aktuellen Wetterlage steigt die Gefahr für Pferde durch den giftigen Bergahorn (Acer pseudoplatanus) drastisch an. Besonders anfällig sind die Tiere jetzt, da die Setzlinge dieser weit verbreiteten Ahornart aufgrund der Bedingungen im Frühling massenhaft aus dem Boden sprießen. Die jungen Pflanzen enthalten das hochgiftige Protein Hypoglycin A, das bei Pferden schnell tödliche Vergiftungen verursachen kann.

Die Giftkonzentration in den kleinen Pflanzen nimmt nach kalten Nächten sogar noch weiter zu. Hypoglycin A führt zum Absterben der Muskelzellen, was unbehandelt letztendlich tödlich enden kann.

„Erste Anzeichen einer Vergiftung sind plötzliche Schweißausbrüche ohne vorherige Anstrengung sowie Muskelzittern nach oder während des Koppelgangs“, so beschreibt Dr. Tina Hölscher, Tierärztin bei aktion tier e.V., den typischen Verlauf der Krankheit. „Sollten zudem eine erhöhte Atemfrequenz und steifer Gang auftreten, ist höchste Alarmbereitschaft geboten.“ Ein weiteres deutliches Anzeichen ist die Verfärbung des Urins. „Ein braunrot verfärbter Urin ist ein fast sicheres Indiz für eine Hypoglycin A-Vergiftung“, erklärt Dr. Hölscher und empfiehlt, sich umgehend tierärztliche Hilfe zu suchen.

Die Sterblichkeitsrate liegt in der Fachliteratur innerhalb der ersten 72 Stunden nach Vergiftungsbeginn bei erschreckenden 75 %. Schnelles Handeln ist also entscheidend. Zwar existiert kein spezifisches Gegengift, aber Maßnahmen wie Infusionen, Wärmedecken, Beruhigungsmittel und das Einführen eines Katheters können die Symptome lindern und die Heilungschancen verbessern.

„Eine weitere Vergiftungswelle ist im Herbst zu erwarten“, warnt Dr. Hölscher eindringlich. „Dann nehmen die Pferde die Samen des Bergahorns auf, die ebenfalls hochgiftig sind.“ Bereits der Verzehr von nur 30 Samenkörnern kann einen tödlichen Ausgang haben. Um das Risiko zu minimieren, sollten Weiden mit Bergahornbäumen gemieden werden. Wenn dies nicht möglich ist, sollten die Koppelzeiten verkürzt und den Pferden ausreichend Heu und Mineralfutter zur Verfügung gestellt werden, um den Verzehr der giftigen Pflanzenteile zu verhindern.

Zusätzlich ist es ratsam, regelmäßige Kontrollgänge auf den Weiden durchzuführen, um die Aufkeimung der Ahornsetzlinge so früh wie möglich zu erkennen und gezielt zu entfernen. Auch sollte der Kontakt mit Tierärzten intensiviert werden, um frühzeitig bei ersten Symptomen reagieren zu können. Der Austausch mit anderen Pferdehaltern kann ebenfalls hilfreich sein, um gemeinsame Strategien zur Gefahrenabwehr zu entwickeln und die Weiden sicher für die Tiere zu halten.

Quelle: aktion tier – menschen für tiere e.V.

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